Kotodama Journal
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Die Einbildung
Verfasst von Esther Pierling am 29.02.2024
Neulich lasen wir Teile der Dissertation eines Sportwissenschaftlers, der selber Jahre lang Kendo übte und dann mit 24 Jahren, die Gelegenheit bekam einmal in Japan zu trainieren......mit erstaunlichen Lehrern.
Dieser Doktorant also war seiner Sache recht sicher, denn immerhin war er hier in Deutschland richtig "gut"....hatte sicher Graduierungen und Urkunden, Meisterschaften gewonnen.....viele Gründe sich etwas auf das eigene Können einzubilden. Ich sags noch mal.....er war 24.
In Japan dann, in einem der bekanntesten Kendo Dojos wollte er so richtig zeigen, was er alles drauf hat und nahm sich vor, mit schönen Schlägen ordentlich Eindruck zu hinterlassen.
Sein Übungspartner( der sensei des Dojos) war ein alter kleiner Mann, den er mit seinen geplanten schönen Bewegungen nicht zu treffen vermochte......was ihn frustrierte, vielleicht sogar richtig sauer machte und so beschloss er aus dem vollen Rohr zu feuern.....jedoch ebenfalls erfolglos.
Das schlimmste aber war die Reaktion des Lehrers, wie unser Doktorand schrieb, denn der verbeugte sich grinsend und schickte ihn zum Grundlagen Training seiner fortgeschrittenen Schüler.
Diese Nummer empfand der 24 Jührige als Demütigung....zu Unrecht, wie ich hier erwähnen möchte, denn diese Art von Training tat offensichtlich Not.Die eigene Befindlichkeit, war wohl eher Ausdruck von Eitelkeit, oder Überheblichkeit und zeigte damit einen deutlichen Mangel an innerer Haltung.
Im Ernst....woher sollte sie in Alter von schlappen 24 Jahren auch kommen......da muss man wesentlich! länger üben, am besten täglich, damit sich über das Tun, das Üben, eine Gewohnheit einstellt, die uns auch Frustrierendes ertragen läßt und aus der am Ende und das ist erst Jahrzehnte später, so etwas wie ein Ansatz zu Tugend aufsteigt.
Die Übung ist das A & O......dazu muss man sich bekennen, sonst ist es aus.
Wer nicht gerne übt, der müßte sich eh fragen lassen."Warum gehtst Du überhaupt hin?".
Es wäre besser, wenn die Antwort nicht hieße:" ...weil ich eine Bühne bekomme, um mich zu profilieren, weil es meinem Ego gefällt, weil es meiner Eitelkeit guttut, weil ich...ich...ich....ich.....
Sie merken schon, die falschen Motivationslagen sind auch im Aikido aller Laster Anfang. :-D

P.S. Ich gratuliere Ihnen, lieber Kendo Praktizierender, dass Sie den Mumm hatte, uns davon zu erzählen, wie schnell man sich der Einbildung hingeben kann.Das zeigt , wie sehr Sie sich nun auf einem wesentlich richtigeren Weg befinden. Prima!
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